von Krieg; er ist kein Zustand
Wir müssen Frieden führen und zwar
ebenso wachsam, wie wir Krieg führen.
Der XIV. Dalai Lama
Einführungsseminar Gewaltfreie Kommunikation
für PädagogInnen
Termin auf Anfrage
... Warum GfK an der Schule ?
Bei dieser Art des Kommunizierens werden die Bedürfnisse eines jeden Menschen gleichwürdig in den Mittelpunkt gestellt. Und die GfK hilft uns, genau diese Bedürfnisse zu erkennen, das heißt, wir lernen sie zu erfragen und zu hören und wir lernen sie auszudrücken und auf diese Weise gut für uns zu sorgen.
Das folgende Beispiel eines Gesprächs zwischen einem Schüler und einer Lehrerin soll Ihnen verdeutlichen, was damit gemeint ist.
„Die Situation ereignete sich am zweiten Tag des Schuljahres. Die Lehrerin hatte den Schüler/innen mehrere Aufgaben im Mathematikunterricht gestellt. Alle Schüler/Innen der Klasse hatten sich an die Arbeit gemacht, bis auf einen Jungen, der auf seinem Platz saß und missmutig aus dem Fenster schaute. Daraufhin kam es zwischen der Lehrerin und dem Schüler zu folgendem Gespräch:
Lehrerin: Die Aufgaben, die ich gestellt habe, scheinen dich zu langweilen und nicht zu interessieren. Es sieht so aus, als würdest du lieber etwas anderes machen.
Schüler: (wütend) Mathe ist blöd!
L.: Das klingt ja, als ob du einen ziemlichen Hass auf Mathematik hättest und etwas tun möchtest, das für dich nützlicher ist.
S.: Genau.
L.: Da bin ich aber von mir selbst enttäuscht. Ich wollte Mathematik für alle interessant machen, und nun sehe ich, dass mir das bei dir nicht gelungen ist.
S.: Ich verstehe nicht, warum wir uns überhaupt mit Mathematik beschäftigen müssen.
L.: Ist es für dich wichtig, zu verstehen, was für einen Sinn etwas hat, bevor du dich damit beschäftigst? Und siehst du keinen Grund, dich mit Mathematik zu beschäftigen?
S.: Ja.
L.: Ich bin jetzt etwas verwirrt. Ich bin mir nämlich nicht sicher, ob du nicht verstehst, wie Mathematik dir nützlich sein könnte, oder ob du es einfach nicht magst, dich mit Mathematik zu beschäftigen. Um was von beidem geht es?
S.: Es ist einfach zu schwierig.
L.: Willst du damit sagen, dass du frustriert bist und mehr Hilfe brauchst, um zu verstehen, wie man Matheprobleme löst?
S.: Ja, aber es ist auch langweilig.
L.: Du langweilst dich also dabei und möchtest, dass es für dich interessanter ist.
S.: Ja.
L.: Wir können den Unterricht ganz bestimmt so gestalten, dass Mathematik für dich leichter wird und dir mehr Spaß macht. Das würde ich jedenfalls gerne versuchen.
S.: Wie?
L.: Dazu brauche ich deine Hilfe. Du müsstest mir jedes Mal sagen, wenn die Arbeit für dich langweilig oder zu schwer wird. Wenn du das tust, können wir gemeinsam experimentieren, um herauszufinden, wie es für dich leichter und verständlicher wird.
L.: (versucht auf das nonverbale Verhalten des Schülers mit Empathie zu reagieren) Du scheinst noch immer zu zweifeln.
S.: Und was ist, wenn Sie keine Zeit haben?
L.: Du möchtest also wissen, was wir in einem solchen Fall machen werden?
S.: Hmmm.
L.: Wenn ich
zu beschäftigt bin, um mich speziell um dich zu kümmern, gebe ich dir eine andere
Arbeit, mit der du dich allein auseinandersetzen kannst, bis ich Zeit für dich
habe. Ich würde dich nicht mit einer Mathematikaufgabe allein lassen, wenn klar
ist, dass du damit allein nicht weiterkommst.“
(nach Rosenberg
2004b, 92ff.)
Es geht in diesem Beispiel nicht darum, einen Schüler dazu zu bringen, das zu tun, was die Lehrerin möchte! Vielmehr werden die Gefühle und Bedürfnisse von beiden gesehen und die Begegnung erfolgt jenseits von Noten- und Stoffdruck. Im Mittelpunkt steht hier die Beziehung zwischen zwei Menschen. Ist diese positiv gestaltet, vereinfacht das die Interaktionen und steigert dadurch die Bereitschaft, dem Anderen zu vertrauen. Das führt dazu, dass Schüler/Innen, wie in dem oben gezeigten Beispiel, viel eher bereit sind, den Vorschlägen und Anweisungen der Lehrer/Innen zu folgen.
Aber was
ist passiert in diesem Gespräch? Was ist anders als üblich? Und was sind die
Folgen dieser Art des miteinander Redens?
Die Lehrerin nimmt sich Zeit, die Gründe für das Verhalten des Schülers zu verstehen, sie geht nicht davon aus, das sein Verhalten falsch und strafwürdig wäre, bzw. das sie wüsste, was falsch und richtig für ihn wäre. Ebenso versucht sie nicht, ihn zu zwingen oder zu manipulieren gegen seine Bedürfnisse zu verstoßen. Die uniforme Disziplin in der Klasse ist hier kein höherer Wert als das Wohlbefinden eines Einzelnen. Bei alledem behält sie immer auch Ihren eigentlich Auftrag im Auge, der nämlich lautet, alle Schüler/Innen darin zu unterstützen, eine Ausbildung zu erwerben, die Ihnen im weiteren Leben wirklich dienen wird. Und dazu gehört eben nicht nur das Vermitteln von Fakten, sondern neben der Freude am Lernen, vor allem der Schutz ihrer Integrität, denn nur so können sie wissbegierige, flexible und glücksfähige Menschen werden.
Was diese Lehrerin also vor allem anstrebt, ist eine Atmosphäre des Vertrauens und des gegenseitigen Respekts.
Das gelingt
nicht von heute auf morgen, aber es führt nachhaltig zu einer
entspannteren
Arbeitsatmosphäre, in der alle Gewinner sind:
- Die Schüler/Innen, weil ihre Integrität
nicht einer uniformen Schuldisziplin
geopfert wird und sie daher ihren Lehrer/Innen vertrauen.
So sind sie offen für deren Anregungen und das Lernen in der Schule ist
nun keine Last mehr, sondern kann Lust
sein.
- Die Lehrer/Innen, weil sie gegen weniger
Widerstand angehen müssen,
weil sie in ihrer Arbeit mehr Würdigung erfahren und sie dadurch
erfolgreicher sind. Das schafft Freude an der Arbeit
und führt zu
mehr Wohlbefinden.
- Die Eltern, weil ihr Wunsch, dass ihren
Kindern eine guteAusbildung zu
Teil
wird, als Grundlage für ein zufriedenes Leben bei solchen Lehrer/Innen in
guten Händen ist.
Damit eine Schule
funktioniert, braucht es die Zusammenarbeit von vielen
Menschen. Die Qualität
der Zusammenarbeit bestimmt maßgeblich die
Qualität der Schule. Gute
Kommunikation ist ein Schlüssel für gute
Zusammenarbeit.
Lehrer, Schüler, Eltern,
Rektorat, Mitarbeiter, päd. Mitarbeiter, Anwohner,
Vertreter von Behörden,
Architekten, Initiatoren, Wissenschaftler, Ärzte,
Psychologen
Viele Menschen – viele Interessen
Viele Interessen – viele Missverständnisse
Viele Missverständnisse - viele potentielle Konflikte
Viele Konflikte - viel Energie
Viel Energie - viele Möglichkeiten
Und wie können wir diese Möglichkeiten nutzen, was ist hilftreich?
Was meistens hilft, ist gutes Werkzeug.
Was ist in diesem Fall gutes
Werkzeug?
Eine Gesprächstechnik, die
uns unterstützt die Intentionen, Bedürfnisse und
Interessen aller Beteiligten zu
verstehen, ohne sie zu bewerten.
So gelingt es im gleichwürdigen Austausch, nachhaltige
Auflösungen von
Konflikten zu erreichen und ebenso nachhaltige Entscheidungen zu
treffen.
Nachhaltig ist etwas, wenn
das Erreichte Bestand hat. Das bedeutet, dass
alle Beteiligten
einverstanden mit dem Ergebnis sind. Das wiederum ist der
Fall, wenn sich jeder gesehen
und verstanden fühlt. Wir können das
erreichen, indem wir zuhören ohne zu bewerten,
indem wir von der
Gleichwürdigkeit aller Bedürfnisse ausgehen, indem wir ohne
Schuldvorwürfe kommunizieren und wenn sich unser positives Menschenbild
auch in unserer Sprache und unserem
Handeln ausdrückt. Das
bedeutet, dass wir daran glauben, dass es eines der
wesentlichsten Grundbedürfnisse
jedes Menschen ist, ein nützliches Mitglied
einer sinnvollen Gemeinschaft zu sein.
Was uns unterscheidet, sind
die Strategien mit denen wir versuchen,
unseren Bedürfnissen gerecht zu werden.
Was sind Strategien?
Das ist der Weg, auf dem wir
glauben zu bekommen, was wir wollen.
Das ist die Ebene, auf der wir miteinander in Verhandlung treten können,
auf der es zahlreiche Möglichkeiten gibt, um unsere Bedürfnisse zu erfüllen,
auf der Konflikte entstehen und gelöst werden können.
Ich freue mich über Anregungen und Kommentare zum Text